Eine Sicherheitswacht für unser Lauf?
Die Bayerische Sicherheitswacht sorgt seit 1996 zusammen mit unserer Polizei „für ein PLUS an Sicherheit, Zivilcourage und Zusammenhalt in der Gesellschaft!“ – so ist dieses besondere Ehrenamt vom Bayerischen Innenministerium gedacht. Sie ergänzt die Arbeit der Polizei und ist als deren zusätzliche Augen und Ohren zu verstehen. Mit ihrer sichtbaren Präsenz soll sie das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stärken.
Nachdem die Polizeiinspektion Lauf in ihrem Zuständigkeitsbereich bereits in unserer Nachbarstadt Röthenbach eine Sicherheitswacht eingerichtet hat, möchte sie dieses Ehrenamt nun gerne auch in unserer Stadt etablieren – allerdings nicht ohne die Zustimmung des Stadtrates. Das Votum aus dem Rathaus wäre für die Entscheidung der Polizei zwar nicht notwendig. Im Hinblick auf die intensive Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Polizeiinspektion – aber auch grundlegend für die Akzeptanz der ehrenamtlich Tätigen in der Öffentlichkeit – ein verständlicherweise erwünschtes Signal.
Um möglichst viele Aspekte und Informationen in die Entscheidung einfließen lassen zu können und vereinzelte Vorbehalte zu hinterfragen, suchten die Stadtratsfraktionen der CSU und WIR für Lauf sowie der FDP-Stadtratskollege Karl-Heinz Hermann das Gespräch mit der Laufer Polizei zu diesem Thema. Der Dienststellenleiter, Kriminalhauptkommissar Andreas Werzinger und seine Stellvertreterin, Polizeihauptkommissarin Birgit Götz begrüßten uns zu einem gemeinsamen Termin in der Laufer Polizeiinspektion.
Nach einer informativen Einführung in das Konzept der Bayerischen Sicherheitswacht konnten wir unsere vielen Fragen stellen, die uns zu dem Thema beschäftigten und bekamen sehr aufschlussreiche Antworten, die wir teilweise gleich vor Ort auch diskutierten.
Mit welchen Kriterien/Voraussetzungen werden Personen für dieses Amt ausgewählt?
Wie sieht die Ausbildung aus?
Welche Aufgaben und Rechte sind mit diesem Amt verbunden?
Wie sähe der Einsatz in der Praxis in unserer Stadt aus?
Wie sind die Erfahrungen unserer Nachbarstädte, in denen es bereits eine Sicherheitswacht gibt?
Und wie steht es um die öffentliche Akzeptanz der Menschen, die hier amtlich ehrenamtliche Zivilcourage leisten?
Besonders interessant waren für uns dabei die praktischen Erfahrungen, die Andreas Werzinger aus den Eignungsverfahren und dem Einsatz der Sicherheitswacht-Mitglieder in Röthenbach schildern konnte. Birgit Götz, die viele Jahre für die Einführung der Hersbrucker Sicherheitswacht zuständig war, bevor sie nach Lauf wechselte, konnte uns aus erster Hand von der Ausbildung berichten.
„Klar ist, nicht für jeden ist dieses Ehrenamt geeignet“, so Götz. Im Auswahlverfahren werden die Bewerberinnen und Bewerber sehr viel gründlicher auf ihre Zuverlässigkeit hin überprüft, als dies mit der bloßen Vorlage eines Führungszeugnisses der Fall wäre. In einem Gespräch werden aber auch die persönlichen Motivationen für eine Mitarbeit gründlich hinterfragt. Die 40-stündige Ausbildung erfolgt auf regionaler Ebene durch die Polizei. Die Dienststellen vor Ort werden damit weder zeitlich noch finanziell beansprucht. In vierteljährlichen Schulungen werden die Sicherheitswacht-Mitglieder in unterschiedlichen Themen unterrichtet. Eingestellt werden Personen zwischen 18 und 62 Jahren. Im Zuständigkeitsbereich der Laufer Polizei sind bislang drei Frauen und ein Mann, mittleren Alters und berufstätig, als Sicherheitswacht im Stadtgebiet von Röthenbach tätig.
Die Mitglieder einer Sicherheitswacht sind in der Regel zu zweit im Einsatz und nur dort unterwegs, wo in Absprache mit der Polizei durch ihre Präsenz mehr Sicherheitsgefühl in der Öffentlichkeit erwünscht ist. Sie sind ehrenamtlich und nebenberuflich zwischen 5 und max. 31 Stunden pro Monat im Einsatz. Ihr Dienstplan hat keinen Einfluss auf die Einsatzplanung der Polizeistreife. Für uns ein wichtiges Detail: Die Einführung einer Sicherheitswacht führt nicht zu Einsparungen bei der Polizei.
Sowohl Röthenbach als auch Hersbruck konnten mit der Sicherheitswacht sehr gute Erfahrungen machen. Die Ehrenamtlichen erhöhen nicht nur subjektiv die Sicherheit, sind mit Rat und Tat Ansprechpartner, entschärfen kleinere Gefahrensituationen eigenständig und leisten Erste Hilfe, wenn diese notwendig wird. Vor allem ist ihre Aufgabe aber Prävention, defensive Präsenz und frühzeitige Information der Polizei über mögliche Gefahren. Ausgerüstet mit Funkgerät und Uniform können die Ehrenamtlichen direkte Meldungen an die Polizei geben, wenn sie auffällige Situationen oder Störungen der öffentlichen Ordnung entdecken. Auch Identitäten dürfen aufgenommen, sowie Platzverweise ausgesprochen werden.
Oft wird die Sicherheitswacht auch als „wandelnde Notrufsäule“ bezeichnet. Denn sie zeigt an Brennpunkten Präsenz, z.B. an Bahnhöfen, bei Veranstaltungen oder in Wohngebieten. Gerade im Bereich Kunigundenberg, Schloss oder Barthscher Park kann sich die Polizei deren Einsatz in Lauf vorstellen. Wo die Ehrenamtlichen laufen, wird in enger Abstimmung mit der Polizei geplant. Für die Stadt Lauf wären mit der Einführung keine Kosten verbunden. Die Auswahl geeigneter Personen, Betreuung und Bezahlung der Aufwandsentschädigung werden von der Polizei selbst übernommen.
Der intensive Austausch mit Birgit Götz und Andreas Werzinger von der Laufer Polizei war ein wichtiger und hilfreicher Termin, um unsere persönlichen Vorstellungen einer Sicherheitswacht in unserer Stadt zu komplettieren, Befürchtungen und Vorurteile auszuräumen, oder mit einem Gesamtbild nun neu einsortieren zu können.
Fazit beider Fraktionen zu diesem Gespräch war wohl vor allem die Erkenntnis, dass es sich bei einer Sicherheitswacht keinesfalls, wie manchmal befürchtet, um „Hilfssheriffs“ handelt, sondern um engagierte Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft, die sich mit Zivilcourage in die Gemeinschaft einbringen. Schließlich ist unsere Sicherheit nicht allein Aufgabe der Polizei, sondern geht uns alle an. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Wir bedanken uns sehr bei der Polizei für ihre Zeit und die Beantwortung all unserer Fragen. Wir stehen nach diesem aufschlussreichen Termin mehrheitlich hinter dem Wunsch unserer Polizei und würden die Einführung einer Sicherheitswacht für Lauf begrüßen.
Was denken Sie? Würde eine Sicherheitswacht Ihr persönliches Sicherheitsgefühl verstärken oder könnten Sie sich sogar selbst vorstellen, ein solches Ehrenamt auszuüben? Schreiben Sie uns oder sprechen Sie uns an. Ihre Fraktionen der CSU und WIR FÜR LAUF